Ich zeige dir hier exemplarisch an meinem Elise Shawl, wie man ein Tuch spannen kann. Bei manchen Mustern ist dies notwendig, da sie nur dann wirklich zur Geltung kommen. Das gilt insbesondere bei Tüchern, die „löchrig“ sind, also in Richtung Lace gehen. Eher kompakt gehäkelte Tücher zu spannen ist oft unnötig. Ein gutes Beispiel dafür ist das Half-Granny-Tuch, das in den meisten Fällen auch ohne Spannen sehr gut aussieht.
Was du brauchst
- Jede Menge Stecknadeln
- Eine geeignete, große Unterlage, in die du Stecknadeln stecken kannst
- Wollwaschmittel oder ein sanftes Shampoo, um das Tuch zu waschen, oder einen sauberen Wasserzerstäuber, um das Tuch genügend anzufeuchten.
- ggf. Handtücher, um Restnässe aufzufangen
- Zeit ;-) Sowohl das Feststecken wie auch das Trocknen des Tuches brauchen eine Weile
Ein Tuch spannen – Vorbereitung
Bevor es an das eigentliche Spannen des Tuches geht, musst du ein paar Vorbereitungen treffen. Zum einem solltest du dir reichlich Stecknadeln bereit legen. Du wirst sie brauchen.
Die Unterlage, auf der das Tuch gespannt wird
Ich selber habe eine Couch, die man ausklappen kann. Diese klappe ich aus und nutze sie zum Spannen der Tücher. Da das Tuch nass ist, ich das Sofa aber schonen möchte, belege ich es erst komplett mit Handtüchern, damit diese die Restnässe aufnehmen und sie nicht ins Sofa zieht. Auf den folgenden Fotos wirst du die Handtücher nur nicht sehen, da ich noch ein Spannbettlaken übergezogen habe, da sonst die Fotos völlig unbrauchbar gewesen wären.
Du kannst auf die selbe Weise auch dein (Gäste-)Bett verwenden. Da solltest du aber bedenken, dass das Tuch je nach Feuchtigkeitsgrad eine Weile braucht bis es trocken ist, du das Bett aber vielleicht bald schon wieder nutzen möchtest. Daher kann ich nur sehr bedingt dazu raten, diese Methode zu wählen.
In Baumärkten gibt es große Styroporplatten. Je nach Größe reichen ein oder zwei davon aus, damit man das Tuch spannen kann. Es muss schließlich vollständig darauf passen. In dem Fall brauchst du die Platten auch nicht mit Handtüchern zu bedecken, da ihnen ein klein wenig Feuchtigkeit nichts ausmacht. Allerdings brauchst du Platz für diese Methode. Einmal irgendwo, wo du die Platten auf den Boden legen kannst und wo sie nicht im Weg sind, dann noch einmal um sie bei Nichtgebrauch zu verstauen.
Ein Tuch kann man auch auf diesen Puzzle-Matten spannen, wie sie zumeist für Kinder als Spielunterlage angeboten werden. Auch hier gilt: Handtücher sind nicht nötig, aber du solltest darauf achten, dass die Unterlage groß genug wird. Entsprechenden Platz brauchst du natürlich auch.
Das Tuch spannen – das Tuch waschen oder anfeuchten
Ich persönliche wasche meine Tücher immer einmal kurz per Handwäsche, bevor ich sie spanne. Dazu passend warmes Wasser (Banderole der Wolle beachten!) in eine Waschschüssel oder Eimer geben, ein bisschen Wollwaschmittel oder falls gerade nicht zur Hand Shampoo dazu und das Tuch waschen.
Danach sehr gut ausspülen und vorsichtig ausdrücken. Auf Auswringen solltest du verzichten. Da das Tuch anschließend erfahrungsgemäß noch recht nass ist, lege es in ein großes Handtuch und drücke es nochmal in diesem Handtuch kräftig aus. Viel der Feuchtigkeit wird nun vom Handtuch aufgefangen und dein Tuch sollte anschließend nur noch feucht sein. Bitte achte darauf, dass es nicht mehr klatschnass ist, wenn du es spannst. Das Trocknen wird sonst ewig dauern.
Möchte man auf das Waschen verzichten, kann man das Tuch vor dem Spannen auch mit einem Wasserzerstäuber anfeuchten.
Ein Tuch spannen – die eigentliche Arbeit
Zunächst solltest du das Tuch wie im folgenden Bild ungespannt auf der Unterlage ausbreiten. Damit kannst du schon grob abschätzen, ob deine Unterlage groß genug ist. Das Tuch wird während des Spannens allerdings noch größer werden. Das ist ja auch Sinn der Sache, damit das Muster besser zur Geltung kommen kann.
Als nächstes beginnst du, das Tuch am Rand entlang mit den Stecknadeln festzupinnen. Das eigentliche Spannen des Tuches beginnt also. Ich selber fange bei Dreieckstüchern immer in der Mitte der langen Seite an und arbeite mich zu den beiden seitliche Ecken vor. Wie groß die Abstände der Stecknadeln dabei sein sollten, hängt einerseits vom Muster ab, ist dies allerdings eine gerade Kante, ist es mehr Gefühlssache. Ich tendiere dazu, eher ein paar Stecknadeln zuviel zu nehmen.
Bist du an den Ecken angekommen, solltest du dich abwechselnd an beiden Seiten ein Stück nach unten herabarbeiten. Bei dem gesamten Vorgang achte bitte darauf, das Tuch auch wirklich zu spannen, es also nicht nur einfach lose festzuheften. Das Tuch muss unter Spannung stehen, du kannst und sollst es also wirklich in Form ziehen. So ein bisschen Zug hält Wolle problemlos aus. Nur zu fest solltest du natürlich nicht ziehen. Das merkst du allerdings sehr schnell, was da geht und was zuviel des Guten sein dürfte.
Wenn du das Tuch spannst, solltest du darauf achten, dass es die Form erhält, die es haben soll. In diesem Beispiel ist es ein Dreieckstuch. Es sollte also auch dreieckig gespannt werden ;-) Klingt erstmal überflüssig zu erwähnen, allerdings verzieht sich das Tuch zwischendurch etwas, wenn ein Teil schon gespannt ist, ein Teil aber noch nicht. Auf dem folgenden Foto siehst du, wie ich beginne, die linke Seite des Tuches zu spannen. Da dieses Tuch eine Umrandung mit Picots hat, setze ich diesmal die Stecknadeln in genau diese ein.
Auf obigem Foto siehst du auch leicht, was ich mit dem „Verziehen“ des Tuches meinte. Rechts unten auf dem Bild, dort wo das Tuch noch nicht gespannt ist, verschwindet es quasi nach rechts. Dabei soll es ja eigentlich nach schräg unten weitergehen, damit es seine Dreiecksform erhält. Das das zwischendurch so aussieht, ist vollkommen normal und liegt daran, dass an den ungespannten Stellen noch keine Spannung auf dem Tuch ist, es sich also noch zusammenzieht. Das ändert sich aber, indem du einfach mit dem Spannen fortfährst.
Wenn du dich an beiden Seiten – am besten abwechselnd immer ein Stück, damit es möglichst gleichmäßig wird – herabgearbeitet hast, kannst du schließlich die Spitze mit der letzten Stecknadel feststecken und hast es geschafft!
Dein Tuch ist nun fertig gespannt. Nun heißt es einfach nur warten, bis es trocken ist. In der Gesamtansicht sah das ganze bei mir so aus:
Dass da in der Mitte so ein waagerechter hellerer Teil ist, liegt daran, dass meine Klappcouch genau da eine kleine Delle vom Klappmechanismus hat ;-) Das Tuch liegt bei mir an der Stelle also nicht wie sonst direkt auf der Unterlage auf, sondern ist quasi ein Stück darüber gespannt. Solange es am Rand allerdings festgesteckt ist, macht das nichts aus. Auch siehst du auf dem Bild, dass ich nicht zu 100% sauber gearbeitet habe und das ganze leicht schief ist. Solange das allerdings nur leicht ist, wird das am Ende keinen Einfluss auf dein fertig gespanntes Tuch haben.
Ein Tuch spannen – Die letzten Schritte
Als letztes musst du nun noch warten, bis das Tuch vollständig getrocknet ist. Wie lange das dauert, hängt von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste ist natürlich, wie feucht das Tuch noch war, als du mit dem Spannen begonnen hast. Unterschiedliche Wollarten trocknen allerdings auch unterschiedlich schnell und die Wärme im Raum hat selbstverständlich auch ihren Einfluss.
Wenn das Tuch trocken ist, entfernst du einfach alle Stecknadeln. Bitte achte darauf, dass du wirklich alle entfernst und nicht versehentlich eine übersiehst. Gerade wenn du dein Tuch auf einem Sofa oder auf einer Matratze spannst, könnte das sonst beim nächsten Hinsetzen oder Hinlegen sehr unangenehm werden.
Das Tuch wird sich beim Entfernen der Stecknadeln wieder leicht zusammenziehen, also einen kleinen Teil seiner Spannung verlieren. Auch das ist normal. Insgesamt wird es aber deutlich größer sein als vor dem Spannen und vor allem wird es den Effekt, den es durch das Spannen bekommen hat, erst bei der nächsten Wäsche wieder verlieren. Das Muster, dass durch das Spannen des Tuches also gerade so schön zur Geltung gekommen ist, wird auch weiterhin deutlich sichtbar bleiben. Und genau das ist Sinn und Zweck der ganzen Sache.
Ein Tuch spannen – wieso eigentlich die ganze Arbeit?
Wieso es sich wirklich lohnt, sich diese Arbeit zu machen, lässt sich am besten anhand von Bildern zeigen.
Das Bild zeigt die Spitze meines Elise Shawls in ungespanntem Zustand (die Anleitung gibt es übrigens bei Ravelry). Man erkennt das Muster nicht richtig, es sieht irgendwie aus wie gewollt und nicht gekonnt. Ich hätte das Tuch so nicht tragen wollen.
Wie die Spitze in gespannten Zustand aussieht, hast du ja im vorherigen Abschnitt gesehen. Der Unterschied ist wirklich sehr auffällig und erst dadurch, dass das Tuch gespannt wurde, tritt das Muster hervor. Erst durch das Spannen des Tuches erhält es seinen typischen Charakter. Und genau deswegen lohnt sich die Arbeit!
Im folgenden Bild siehst du übrigens noch, dass die gespannte Form auch nach dem Entfernen der Stecknadeln erhalten bleibt:
Ein Tuch spannen – alternative Methode
Man kann Tücher auch spannen, indem man sie mit der langen Seite in relativ kurzen Abständen auf einer Wäscheleine aufhängt und sowohl die Spitze wie auch die Stellen an den Rändern, die hervortreten sollen, mit Wäscheklammern beschwert. Auch dadurch wird das Tuch unter Spannung gesetzt und quasi in Form gezogen.
Da ich selber diese Methode noch nicht angewendet habe, kann ich dir leider nichts genaues darüber erzählen und bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich mit jedem Tuch funktionieren würde. Beim Virustuch habe ich schon einig Ergebnisse gesehen, bei denen das wunderbar geklappt hat. Ich würde aber z.B. bezweifeln, dass die Picots aus dem obigen Beispiel durch diese Methode wirklich gut zur Geltung kämen.
Ich lasse mich hier allerdings gerne eines Besseren belehren! Wenn du selber Erfahrung mit dem Spannen auf der Leine mit Wäscheklammern hast und vielleicht sogar Tipps parat hast, auf was man dabei achten sollte, für welche Tücher sich das gut eignet, etc.: Bitte hinterlasse einen Kommentar! Oder schreib mir. Ich lerne immer gerne dazu und würde mich freuen, wenn auch die Leser dieses Blogs an deinem Wissen teilhaben könnten.